Eine Filmfabrik für die Filmemacher von morgen

Damit schon Schüler zu Regisseuren und Kameraleuten werden können, gibt es an der Walter-Lübcke-Schule in Wolfhagen jetzt in einem ehemaligen Computerraum ein Filmstudio.

„Alles muss bewegt werden, aber immer nur ein kleines bisschen“, erklärt Feli. Die elfjährige Schülerin der Walter-Lübcke-Schule zeigt auf dem Tablet einige Videosequenzen ihres Stop-Motion-Videos. Wie im Zeitraffer fallen die Regentropfen aus Papierschnipseln in dem Video nach unten. Die Filmtechnik dazu, also die Illusion von Bewegung durch eine Aneinanderreihung von Fotografien, lernen die Schülerinnen und Schüler der WLS in der neuen Filmfabrik.
Nicht nur die Technik für ein Stop-Motion-Video gibt es dort zu entdecken. Der ehemalige Computerraum wurde in den vergangenen Monaten so umgerüstet, dass die Jugendlichen alle Schritte in der Produktion von Kurz- und Trickfilmen nicht nur kennenlernen, sondern alles selbst ausprobieren können. An einer Wand steht sogar ein Greenscreen. In der Nachbearbeitung am Computer können an dessen Stelle visuelle Effekte eingebaut werden. In der Filmfabrik werden Schülerinnen und Schüler zu Nachwuchs-Filmemachern ausgebildet.
Knapp 20.000 Euro wurden in die Ausstattung investiert, sagt Lehrer Leo Feisthauer. Der Landkreis Kassel und der Schulverein haben das Geld dafür aufgebracht. Ursprünglich befand sich hier einer von vier Computerräumen. Weil die Schüler inzwischen mit Tablets arbeiten, werden die Computerräume aber nicht mehr wirklich benötigt. Etwas Sinnvolleres sollte her. „Der Raum sollte neu bestückt werden“, erinnert sich der 29-Jährige an das Vorhaben von Schulleitung und Lehrerkollegium. Vor gut einem Jahr sei die Idee aufgekommen. Weil Feisthauer nebenberuflich Filmemacher ist, sei er angesprochen worden. Er überlegte sich nicht nur ein Konzept und stellte eine Liste mit Material zusammen, er leitet auch die AG in der Filmfabrik.
In den vergangenen Monaten nahm der Raum Gestalt an. Seit kurzem ist er komplett. Im regulären Unterricht werde die Filmfabrik ebenfalls genutzt. Ein Deutschkurs habe erst kürzlich Balladen vertont und demnächst will eine Klasse im Fach Arbeitslehre ein Produktvideo drehen.
Feli gefallen die Freiheiten, die sie in der AG haben. „Wir können alles ausprobieren.“ Die Fünftklässlerin schreibt an einem Drehbuch für ein Filmprojekt im Fach Kunst. Nur wenige Meter weiter sitzen Mattis und Yannik an zwei großen Monitorbildschirmen. Bei den beiden Zwölfjährigen geht es derweil an das Recording, also das Einsprechen von Text. Mattis klickt mit der Maus auf die Aufnahmetaste und Yannik, der mit einem Mikrofon vor dem Mund neben ihm sitzt, beginnt, den Text vom Tablet abzulesen.
Yannik hat schon früher beim Spielen mit Freunden gerne die Rolle des Kameramanns eingenommen, erzählt er. „Bei mir ist es weniger das Filmen“, sagt Mattis. „Ich mache gerne Fotos und bearbeite sie.“ Doch auch der Umgang mit den Mikrofonen und der Technik dahinter mache ihm Spaß. „Beruflich möchte ich in die Richtung.“
Den Schülerinnen und Schülern eine Orientierung bieten. Eine Möglichkeit, Berufe im Medienbereich kennenzulernen. Das ist genau das Ziel, das Schule und Landkreis mit der Investition in die Filmfabrik verfolgen. In jedem Fall unterscheidet sich die Walter-Lübcke-Schule mit ihrem neuen Angebot von anderen Schulen. „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Leo Feisthauer.

Bericht und Fotos von Hanna Maiterth, veröffentlicht am 16.02.2023 in der Onlineausgabe der HNA.

Zur offiziellen Eröffnung der filmfabrik im Januar 2023 besuchte auch die 1. Kreisbeigeordnete und Vize-Landrätin Silke Engler (SPD) unsere Schule und gratulierte zur Einrichtung dieses innovativen und interaktiven Lernorts. Eine Pressemitteilung des Landkreises Kassel zur Einweihung der filmfabrik finden Sie unter diesem Link.

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