Bürgermeister-Kandidaten beantworteten
Fragen von Lübcke-Schülern

Schon gut gefüllt sind die Stuhlreihen, als auch der letzte Kandidat bereit war für die Fragerunde an der Walter-Lübcke-Schule, die am Dienstagmittag (14. Februar 2023) in der Kulturhalle stattfand. Jens Kühle hatte sein Auto umparken müssen. So sorgte er für den ersten Lacher der Veranstaltung, die mit Einigkeit auf der Bühne und Ruhe im Saal begann. Mit der war es bei der letzten Frage der Moderatoren aber vorbei.

Denn da wollte Hanna Döring von Dirk Scharrer wissen, warum er die Lübckeschule als „Brennpunkt-Schule“ bezeichnet habe. Scharrer lobte das breite, vielfältige Angebot von Lübckeschule und Grundschule. Es gehe aber doch darum: „Die Schule hat diesen Ruf.“ Als seine Familie nach Wolfhagen zurückgekehrt sei, hätten viele geraten, sich gut zu überlegen, die Kinder nach Wolfhagen zu schicken. „Da muss man sich fragen, woher das kommt.“
„Ich sehe die Walter-Lübcke-Schule nicht als Brennpunkt-Schule. Auch der schlechte Ruf ist mir nicht bekannt“, entgegnete Jens Vial. Die Schule stehe für ihre Weltoffenheit und Toleranz. Wenn es Gesprächsbedarf gebe, stehe er aber gerne bereit. Jens Kühle erlaubte sich kein Urteil. Er merkte aber an: Bestünden Probleme an der Lübckeschule wie an anderen Schulen, sei dies ein Ansatzpunkt, „die Jugendarbeit zu verbessern“.

Die Jugendarbeit müsse mehr und fern des Schreibtischs agieren. Beide ernteten Applaus. Den bekam letztlich auch Scharrer, als er sagte: „Es nützt nichts, das Thema wegzudrücken.“ Den schlechten Ruf gebe es, und Fremde würden ihn womöglich für bare Münze nehmen, statt wie er selbst nachzuhaken und seine Söhne auf die Schule zu schicken.
Scharrer stand später noch einmal im Fokus. Ein Schüler wollte wissen, wie er zur CDU stehe, die ihn unterstütze und finanziere. „Sie hilft personell, etwa beim Plakate aufstellen, nicht aber finanziell“. Scharrer betonte seine Unabhängigkeit. „Ich vertrete sicher auch Meinungen, die der CDU nicht gefallen.“

Zuvor gab es viel Einigkeit bei den Kandidaten. Ihnen allen sei es eine Herzensangelegenheit, die Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung zu verbessern. Vial betonte, dass die Rathaus-Öffnungszeiten erweitert werden müssten. Wichtig sei es, Foren zu schaffen, um Bürger einzubinden und mitzuteilen, was gut laufe, so der SPD-Mann. Kühle machte ein Führungsproblem mitverantwortlich für die desaströse finanzielle Lage und die Unzufriedenheit.
„Es ist auch wichtig, bestehende Konzepte, wie zu den Radwegen, umzusetzen.“ Da stimmte Kühle mit Scharrer überein. Es gelte, früher zu handeln, bereits wenn sich erste Probleme abzeichneten, erklärte er. Es sei wichtig, Mitarbeiter mitzunehmen und die Verwaltung zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen.
Einig waren sich alle, dass das Kulturzelt möglichst bald wieder stattfinden sollte, der Wirtschaftsstandort gestärkt werden müsse und es höchste Zeit sei, in der Bundespolitik den Stromnetzausbau voranzutreiben. Auch in die Straßen müsse investiert werden, das sei allerdings vielfach Landessache. Insbesondere im Fall der Straße zwischen Nothfelden und Niederelsungen, die ein Schüler angesprochen hatte.

Bei der Frage, wie die Innenstadt belebt werden könnte, wurde die Schnittmenge zwischen den Kandidaten kleiner. „Das Problem ist bekannt. Schon 2008 gab es ein Gutachten, aber seit dem hat sich nichts geändert“, sagte Scharrer. Er regte die temporäre Nutzung von Ladenlokalen an als Präsentationsfläche für Hofläden, als Begegnungsstätte für Jugendliche oder als Standort für ein Repair-Café. Vial sah die Parkplatzsituation als großes Problem. „Man muss die Kurzparkzonen ausweiten und mehr Sitzplätze schaffen.“
Fördertöpfe müssten ausgeschöpft werden und Kunstprojekte und Märkte zur Belebung genutzt werden. Trotzdem solle bedacht werden: Das Einkaufsverhalten habe sich verändert. „Das Parken ist wohl eins der geringsten Probleme“, entgegnete Kühle. Das Problem sei eher, dass die Innenstadt trotz gut ausgebautem Nahverkehr schlecht besucht werde. Sein Ansatz: potenzielle Ladenmieter mit einem finanziellen Zuschuss unterstützen.
In zwei Schulstunden konnten nicht alle ihre Fragen stellen. Doch die nächste Gelegenheit dafür steht schon an. Am Dienstag, 28. Februar, ab 18 Uhr findet der HNA-Lesertreff in der Stadthalle statt.

Bericht von Michaela Pflug, Fotos von Paul Bröker,
veröffentlicht am 15.02.2023 in der Onlineausgabe der HNA.

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